„In your fac(ad)e“ – eine Anleitung zum Plakatieren

English version: https://transjustice.noblogs.org/post/2025/03/30/in-your-facade-a-guide-to-billposting/

Ihr wollt eurer Krankenkasse vor Ort schon immer mal sagen, dass sie die Gesundheit von trans* Personen ernster nehmen müssen? Klebt es ihnen doch an die Fassade. Wir haben dafür Plakate mit Forderungen gedruckt, die ihr benutzen könnt:

Dafür braucht ihr nur 2-4 Leute. Hier eine kleine Anleitung in vier Schritten: Recherche, Vorbereitung, Plakatieren, und danach feiern!

Recherche & Auskundschaften

Zuerst solltet ihr einmal recherchieren, was es für Krankenkassen-Filialen in eurer Stadt gibt, z.B. von der DAK, Barmer, TK, AOK, … hier findet ihr eine Liste: https://www.krankenkassen.de/krankenkassen-vergleich/statistik/versicherte/aktuell/

Schaut euch dann am besten vorher mal an wo genau ihr plakatieren wollt. Wo sitzen denn die Krankenkassen bei euch in der Stadt?  Wo wären denn da Orte wo sich die Plakate gut machen würden? Gibt es da Kameras? Ist da nachts viel los?

Plakate sind an eine Krankenkassen-Filiale geklebt.

Vorbereitung

Materialien: Plakate, Kleister, Pinsel/Schwämme/Quasten, Eimer/leere Plastikflaschen, Handschuhe

Ihr braucht natürlich die Plakate. Entweder ihr designed & druckt eigene – oder ihr bestellt kostenlos welche bei uns, und wir schicken sie euch zu. Gebt einfach hier an, wieviele ihr braucht und wohin: https://cryptpad.fr/form/#/2/form/view/IVKOoefEGgxy-jkiv70OBv1DrcAwe4kWyaQf6JZ8jEA/

Kleister um die Plakate an die Wand zu kleben gibt es zum Beispiel im Baumarkt als fertiges Pulver, was dann einfach mit Wasser angemischt werden muss. Hier bietet sichs an mehr Wasser zu nehmen als als Mischverhältnis drauf steht, damit es schön flüssig wird. Mit warmen Wasser anmischen geht am besten.

Falls grad kein Baumarkt in der Nähe ist, dann geht das auch super mit Wasser und Mehl: Dafür Wasser erhitzen, Mehl langsam einrühren und gut rühren und kurz aufkochen lassen. Das dann kalt werden lassen, und das dickt dann noch nach. Als Mischverhältnis ca. 250 g Mehl auf 1 Liter Wasser, da kann man aber auch je nach gewünschter Konsistenz variieren.

Den Kleister füllt ihr einfach in Eimer oder leere Plastikflaschen, zum Auftragen gehen entweder große Pinsel, Quasten, oder auch Schwämme.

Handschuhe sind auch super praktisch um nicht ganz viel Kleister an den Händen zu haben. Wenn ihr einen langen Heimweg habt sind auch Wechselklamotten super weil doch auch mal Kleisterspuren an den Klamotten bleiben. Wollt ihr, dass das Plakat länger bleibt, könnt ihr mit einem Boxcutter noch ein Rautenmuster darauf nachziehen, damit man es nicht ausversehen abreißt.

Wenn ihr den Kleister in Flaschen füllt oder Eimer in große Stoffbeutel steckt seid ihr etwas unauffälliger, was praktisch sein kann 🙂

Plakate sind an eine Krankenkassen-Filiale geklebt.

Plakatieren gehen

Ihr braucht so zwei bis vier Leute, aber mit mehr Leuten gehts schneller und macht mehr Spaß.

Beim Plakatieren hält am besten eine Person Kleisterflasche & Pinsel, und eine zweite Person hat die Plakate. Verstreicht erst eine Schicht Kleister an die Wand, dann klebt das Plakat dran, und dann noch eine zweite Schicht Kleister drüber damit es besser hält.

Wenn ihr an bestimmten Orten kleistert, kann es auch gut sein, wenn ein oder zwei Leute an der Ecke Schmiere stehen. Vereinbart ein Zeichen für den Fall dass Cops kommen, und besprecht kurz wie ihr reagiert wenn ihr erwischt werdet. Die meisten Leute werden sich nicht dafür interessieren was ihr da tut, aber manchmal wird jemand ungemütlich oder droht damit die Polizei zu rufen.

Besprecht vorher, wo eure Grenzen liegen und was ihr euch zutraut – dann könnt ihr loslegen!

Plakate sind an eine Krankenkassen-Filiale geklebt.

Ist das denn legal?

Überraschenderweise ja, es ist keine Sachbeschädigung, weil man die Fassade nur vorübergehend verändert – und Kleister geht ja wieder ab.

Doch es ist trotzdem besser, sich nicht erwischen zu lassen. Ein*e gute*r Anwält*in würde euch vor Gericht rausboxen, aber so ein Verfahren ist super nervig, und manchmal halten sich Richter*innen auch einfach nicht an ihre eigenen Regeln und wollen einfach nur jemanden bestrafen.

Deswegen macht es besser nachts, passt ein bisschen auf, und lasst vielleicht eure Handys zuhause. Und wenn ihr doch erwischt werdet, verweigert die Aussage und schreibt uns eine E-Mail an trans_justice@riseup.net, wir beraten euch gern.

Plakate sind an eine Krankenkassen-Filiale geklebt.

Und dann – feiern gehen!

Das erste Mal plakatieren gehen ist ganz schön aufregend – wenn man das ständig macht ist es nicht mehr so wild. Aber plant ruhig ein, danach ein Feierabendbierchen zu trinken oder noch gemeinsam wegzugehen. Habt ihr euch verdient!

Am besten geht man nicht nochmal an den „Tatort“ zurück. Aber wenn Freund*innen von euch am nächsten Morgen ein Foto machen, ist das unbedenklich. Wenn ihr wollt dass wir es anonym auf Social Media posten, schickt es uns gerne zu: trans_justice@riseup.net