Wünsche von Betroffenen

Wir haben gemeinsam mit betroffenen trans und nicht-binären Personen gesammelt, was wir uns für eine gute Gesundheitsversorgung wünschen. Nicht alle Wünsche werden zwangsläufig von allen Beteiligten geteilt. Das macht deutlich, dass trans Personen eben keine homogene Masse sind, sondern jeweils eigene Erfahrungen, Wünsche und Ideen mitbringen. Es macht auch deutlich, dass betroffene Personen sehr viele Ideen haben, wie es besser laufen könnte und das Verantwortliche dringend mal zuhören müssten.

Allgemeine Gesundheitsversorgung zugänglich machen

  • Aufklärung aller Ärzt*innen in Studium und Ausbildung: Im Studium müssen Informationen zu trans*Gesundheit angeboten werden. Trans*Gesundheit darf keine Sache weniger Spezialist*innen sein. Auch Mitarbeitende in Hausarztpraxen müssen lernen, wie sie diskriminierungssensibel arbeiten.
  • Aufklärung von Psychotherapeut*innen im Studium: Wissen zu geschlechtlicher Vielfalt vermitteln, trans entpathologisieren und diskriminierungssensibles arbeiten. Auch in Bezug auf Neurodiversität, BiPoC, Be_hinderungen und anderen Diskriminierungsformen.
  • Sensible Sprache: Arztpersonen müssen lernen, wie sie über trans*Körper sprechen, richtig gendern und korrekte Namen verwenden. Keine unangemessenen Fragen – hört auf, trans Menschen nach ihrem Sexleben zu fragen!
  • Zugang zur Gynäkologie: Gynäkologische Praxen müssen für alle Menschen mit Vulva einladend sein, egal ob trans_maskulin, nicht-binär oder trans_weiblich mit Bottom Surgery.
  • Forschungsgelder in trans*Gesundheit investieren. Vielfalt an Geschlechtern anerkennen, anstatt binären Forschungen.
  • Die Mangellage der staatlichen Haushaltspolitik und chronischer Unterbesetzung der Behörden darf nicht auf Kosten marginalisierter Gruppen gehen.

Folgen des kaputt gesparten Gesundheitssystems

  • Bei Operationen:
    • Sehr kurze Vorgespräche ohne die operierenden Chirurg*innen.
    • Oft keine gute Nachsorge durch ärztliches Personal vor Ort wegen Stress und Personalmangel.
    • Wenn OPs wie eine Hysterektomie als Kombi-OP durchgeführt wird, entsteht der Eindruck, dass es hierbei ums Geldsparen und nicht ums Wohlergehen der Patient*innen geht.
    • Wegen Pathologisierung und diskriminierender Praxis von Krankenkassen und Medizinischem Dienst, bezahlen manche trans Personen ihre Operationen selbst. Das führt oft zu Verschuldungen und Gesundheitsversorgung sollte nicht davon abhängig sein, ob jemand Geld hat. Bei Selbstzahler*innen wird oft aus Geldmangel auf ausreichende Nachsorge verzichtet, deswegen sind trans Personen krass von sozialen Beziehungen und der Community abhängig, beispielsweise für Verbandswechsel, Pflasterwechsel und Fäden ziehen.
    • Bei OP-Ergebnissen wird bei cis Personen oft „ordentlicher“ gearbeitet. Als Folge von cis-hetero Normen ist es wichtiger, dass cis endo Frauen mit Brustkrebs „schön“ aussehen als das trans* Personen gute OP-Ergebnisse haben.
  • Personalmangel und schlechte Verteilung von Kassensitzen ist deutlich spürbar:
    • Lange Wartezeiten bei Endokrinologie und schlechte Erreichbarkeit.
    • Bei Umzug finden Personen, die schon Hormontherapie machen, keine neuen Endokrinolog*innen, die die Behandlung weiterführen.

Trans*spezifische Gesundheitsversorgung verbessern

  • Alle sollen kostenfrei Zugang zu trans*spezifischer Gesundheitsversorgung haben:
    • Maßnahmenkatalog erweitern und auch für nicht-binäre Personen öffnen. Alle trans*spezifischen Maßnahmen müssen in den Katalog der Leistungen aufgenommen werden, die Krankenkassen standardmäßig bezahlen.
    • Stimmtherapie unabhängig von Hormontherapie
    • Kassenfinanzierte Binder, Tucking Wear und Packer
    • Keine Bewertungen durch den Medizinischen Dienst mehr.
  • Mitarbeitende im Gesundheitssektor, die mit trans* Personen arbeiten, sollten sich dazu weiterbilden, etwa über das kostenlose Portal InTraHealth.
  • Demokratische Organisierung des Gesundheitswesens: trans* Personen und ärztliches Personal sollen gemeinsam in Care- und Gesundheitsräten den Bedarf ermitteln.
  • Keine Zwangstherapien für trans* Personen um medizinische Leistungen zu erhalten.
  • Keine Begutachtungen durch den Medizinischen Dienst mehr.
  • Solange es noch Begutachtungen gibt:
    • Sachverständige Mitarbeitende beim Medizinischen Dienst brauchen angemessene Informationen und Schulungen.
    • Diskriminierung von nicht-binären trans Menschen in der Begutachtungsanleitung und Begutachtungspraxis beenden.
    • Krankenkassen sollen aufhören, Dinge einzufordern, die nicht zur Begutachtung gebraucht werden (auch laut Begutachtungsanleitung nicht), z.B. transsexueller Lebenslauf, Nachweise über rechtliche Namens- und Personenstandsänderung.
  • Medizinische Guidelines für Hormontherapie in Deutschland erstellen:
    • Freigabe von Estradiolspritzen und subkutanen Testosteron-Spritzen in Deutschland. Diese werden in vielen Ländern bereits eingesetzt.
    • Möglichkeit von Monotherapie bei östrogenbasierter Hormontherapie.
  • Bessere Schulung von Endokrinolog*innen, bspw. dazu das Gel je nach Körperstelle unterschiedlich aufgenommen wird.
  • Mehr Möglichkeiten bei der Hormontherapie erforschen, bspw. zur Wirkung von Progesteron und zur Dosierung von Testosteron-Blockern mit Hinsicht auf Nebenwirkungen bei zu hohen Dosen.